Seiten

Dienstag, 7. Mai 2013

Was bisher geschah - ein Eintrag in Bildern


Lebt er noch? Ja, er lebt noch!
In den letzten Monaten, seit dem es kein Blogeintrag mehr gab, habe ich mal wieder so viel erlebt, dass ich Romane füllen könnte. Ich möchte Euch ein paar Impressionen zeigen, von dem was in der letzten Zeit so geschah.
Ende Januar fuhren wir los in den Norden zum Zwischenseminar in Udaipur. Zwischenstop machten wir in Ahmedabad.
 In Ahmedabad war es so kalt, das die Ziegen sich offenbar was überziehen mussten. Hier im schicken Pullunder Wir machten einen kurzen Stopp bevor es nach Udaipur ging um unsere Kollegen Aditya, Nils und Rixa zu besuchen. In Ahmedab befindet sich das Headquater des CEE
Auch sehr modisch: Hemd in Erdfarben
Johanna und ich auf dem See in Udaipur
 Nach dem überaus guten Zwischenseminar mit Freiwilligen aus ganz Indien (wobei der Großteil dann doch aus Pune kam) fuhr ich mit fünf Freunden nach Jaisalmer inmitten der Thar-Wüste. Die wunderschöne Stadt ist Ausgangspunkt für Kamel-Safaris in die Dünen und so waren auch wir drei Tage auf dem Wüstenschiff unterwegs. 
Zusammen mit Tim, Frederike und Gina gings mit dem Rad den Berg hinauf zum alten Palast. Für das Radeln in der Hitze wurden wir mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang belohnt!

(v.l.n.r.) Tim wohnt in einem kleinen Dorf in Bengalen, Frederike gibt Musikunterricht in Darjeeling und Gina arbeitet in einem tibetischen Exilkloster in Mcleod Ganj bei Dharamshala

Jaisalmer ist eine Märchenstadt in Rajasthan. Das Fort in der Tharwüste besteht aus kleinen Gassen und Gässchen die durch die Steinmetzkunst der Einwohner bis ins kleinste Detail verschnörkelt und verziert sind.

Mit unserem Kamelführer Raj starteten wir auf unserer Herde in die Wüste Thar. In der weiten Steppe tauchen immer wieder riesige Dünenfelder auf, die wir als Spiel- und Schlafplatz nutzten. 

Mein Kamel hieß Babaloo. War das süßeste aber leider auch das bockigste...

Kurz bevor es weitergeht. V.l.n.r.: Emi, Nomi, Lea, Gina und Tim

Kurz darauf hat mich Pravin zu seiner Familie nach Nasik eingeladen. Er hat dort eine kleine Farm inmitten von endlosen Traubenfeldern. Da gerade Ernte ist (die Trauben werden teilweise auch als Tafelobst nach Europa geschifft) halfen alle mit und es wurden tonnenweise Früchte verpackt. (Und auch gegessen!)
 Ende Februar gingen Anna, Tejashri, Baswant, Pravin und ich zum GMRT (Giant Meter Radio Telescope) Scienceday etwas außerhalb von Pune. Die rießige Mela beim Teleskop bot Platz für Ausstellungen von Schülern, Experimenten zu Umwelt und Naturwissenschaften sowie Infoständen von NGOs und anderen Institutionen. Auch das CEE war mit uns vertreten und so waren Anna und ich zwei Tage lang hauptsächlich damit beschäftigt mit Groß und Klein das Spiel 'Ropes and Ladders' zu spielen. Da das Event inmitten einem Leopardengebiet abgehalten wurde, in dem auch immer wieder Menschen angegriffen werden, vermittelten wir im Spiel, wie man sich in so einem Gebiet zu verhalten hat. So sollten zum Beispiel nach Möglichkeit Straßenhunde vermieden werden, da diese den Leoparden ins Dorf locken könnten.

Ropes and Ladders liebt einfach jeder!
 Im März machte ich mich auf nach Varanasi in den Norden. Die 26h Zugfahren waren ein voller Genuss. In der offenen Türe sitzend sieht man Indien vorbei ziehen und sich verändern. Während in Maharashtra viele Zuckerrohrfelder das Land begrünen wechselt das Bild zu Reisfeldern und irgendwann fährt man nur noch durch goldenes Korn, jeweiter es in den Norden geht. Sogar die Architektur verändert sich und so tauchen Satteldächer in den gedrungenen Dörfern auf.
Nach zwei Tagen in Varanasi machte ich mich mit dem Zug nach Gorakhpur auf, von wo es dann nach Sunauli an die Nepalesische Grenze ging. Ich war auf dem Weg nach Pokhara wo ich Max treffen sollte, der eine Freiwilligenarbeit in Nepal verrichtet. Für dich 160km durch das Himalaya brauchte ich im Local Bus nur 8h und ich bekam den ganzen Tag das Land zu sehen während es nach weiter gen Norden ging.

In Pokhara, einem Touristenörtchen, da Ausgangspunkt für viele Trekks um den Anapurna, angekommen, schnappten Max und ich uns Mountainbikes und machten eine zwei Tagestour raus aus der Stadt. Die Eindrücke in den Dörfen sind unbeschreiblich, genauso wie die Herzlichkeit der Menschen!


Wir hatten viele Fans, die uns klatschend und lachend begrüßten wenn wir ins Dorf kamen und mitrannten bis sie nicht mehr konnten.
Ganz typisch: der Anbau auf Terassen
Nach ein paar Tagen in Pokhara fuhren wir nach Kathmandu. Auf dem Foto seht Ihr eine der typischen buddhistischen Stupas

Max' rechter Fuß sieht zwar schon eklig aus, stank aber wie noch was! Da die Elektrizität in Kathmandu regelmäßig ausfällt waren wir zusammen nachts auf dem Heimweg als Max neben mir  plötzlich weg war. Er fiel in einen offenen Kanalschacht und stand somit in allem was man sich nur so vorstellen kann. Nach zwei Wochen war der Schuh wohl wieder riechbar...
Vor zwei Wochen rief mich Kira an, die auf Ihrer Weltreise gerade in Indien haltmachte. Kurzfristig fuhr ich nach Hampi in Karnataka wo die Ruinen eines alten Königreichs stehen um mich mit Ihr und Johannes zu treffen. Ein kleines Stufentreffen also mitten in Indien.

Mit meinem heißgeliebten Zug gings los



Ruinen inmitten der rießigen Steinhäufen

Mit diesen Nussschalen überquerten wir den Stausee. Marie, eine Kollegin Johannes' traf auch noch zu uns!


Ninja-Johannes

Kira und ich verabschiedeten uns von Johannes und nahmen den Sleeper-Bus nach Gokarna, ein Ort an der Küste Karnatakas. Die Strände waren paradiesisch und vor allem: wir waren im Prinzip die einzigen Touristen!



Letztes Wochenende luden mich meine Kollegen Tushar, Suhas und Mukesh zu einem Trip an die Küste Maharashtras ein, die Seeschildkröten sollten schlüpfen! Leider waren wir ein Tag zu spät um die kleinen Racker auf ihrem Weg ins Meer zu beobachten, doch war es eine super Zeit!

Neben mir Tushar und Suhas, in den Western Ghats

Leoparden und Tiger bekamen wir im Nationalpar leider nicht zu sehen, doch zumindest trafen wir auf Hinterlassenschaften des Letzteren.

Badepause am Fluss

Meine Geburtstagstorte: Kaffee-Schoko-Sahne! Hammer Lecker, danke Anna!!!

... die landede dann zum Teil im Gesicht, wies hier typisch ist.

Ihr seht, es geht mir gut. Ich freue mich noch auf die verbleibende Zeit hier in Indien. Ich hoffe, auch bei Euch ist alles fein!

Nur die allerbesten Grüße aus Pune!

Freitag, 18. Januar 2013

Indien in einem Zug


Sämtliche Gesellschaftsschichten haben wir gerade durchschritten. Drehen wir die Uhr um gut drei Stunden zurück.

Anna und ich sitzen schwer bepackt mit unseren großen Rucksäcken im "Comsum", dem Bahnhofsimbiss in der Pune Mainstation. Sehnsüchtig blicke ich auf die vollautomatische Kaffemaschine und das nebenan angebrachte Preisschild, das "Cappuccino" offeriert. 
„Today no coffee available“ lautet die ernüchternde Aussage des Verkäufers, sie lässt mich ein wenig enttäuscht auf zuckersüßen Nesscafé ausweichen. Aber was solls‘, Hauptsache ein Geschmack.
Anna und ich sind mächtig stolz auf unser Ticket. Als wir Anfang der Woche noch immer keines hatten, war die Warteliste natürlich schon ins unendliche gestiegen und die Aussicht auf eine Zugreise trüb wie die Luft über Pune während der Rushhour. Warum sind wir eigentlich so naiv? Mittlerweile wissen wir, dass längere Fahrten schon Wochen davor gebucht werden müssen. Nach zwanzig Minuten Anstehen sagt uns das auch der Officer.
Wir müssen auf das Zwischenseminar! Wir klopfen kühn an der Tür des Chief Reservation Administrators und berichten ihm unsere Situation. Ernste Blicke unsererseits, eine Unterschrift seinerseits und 5 Minuten später halten wir unser Ticket in den Händen.
Ich bin sicher, dass der Fakt, dass wir aus einem anderen Land kommen eine entscheidende Rolle spielte. Es ist ein weitläufiges Thema wie der Inder mit Ausländern umgeht, das ich jetzt hier nicht komplett ausführen möchte. Es sei nur so viel gesagt, dass wir uns in Deutschland von den Menschen hier sicher eine gehörige Scheibe abschneiden können was Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit betrifft.
Das Seminar wird am Montag in Udaipur, Rajastan beginnen. Doch da wir eh in den Norden mussten war noch ein Abstecher für Ahmedabad in Gujarat drin, der uns zwei Tage zu unseren Kollegen im CEE Hauptquartier ermöglichen würde. Dort hinbringen soll uns der Ajmer-Express. Auf den warten wir nun im „Comsum“.
Die Tickets sind nicht confirmed, nicht bestätigt. Wir hängen noch auf der Warteliste. Das wird uns nun 5 Minuten vor Einfahrt bewusst; wir haben keine Plätze. Der wild gestikulierende Schaffner macht uns wenig Hoffnung. Trotzallem entscheiden wir uns nach langem Hin und Her den Zug in der Sleeper-Class zu besteigen. Das ist die günstigste Schlafklasse in der wir noch auf freie Pritschen hoffen. Schon in der Tür wird uns das Ausmaß der Warnung „it’ll be crowded“ bewusst. Man drängelt, schubst und schiebt sich gegenseitig in der Gegend herum. Chai-Verkäufer schreien „Chai“, wollen verkaufen. Ein Mann drückt eine Kühlbox mit Eis durch den Gang. Es ist kalt im Sleeper, wo es keine Scheiben gibt. Der Zug beginnt zu Rollen. Anna die noch an der offenen Tür steht ruft mir zu, ich bin derweil schon ins Abteil gedrängt. Wir fragen uns schreiend ob wir uns das wirklich antun wollen oder ob wir noch abspringen sollen, doch als ich Anna erreiche ist der Zug schon zu schnell. Gnadenlos überfüllt ist es, alle stehen im Gang und wollen durch. Alle bleiben an unseren Rucksäcken hängen. Kinder wuseln rum, Alte schlafen auf den Liegen. Als wir im Durchgang zum nächsten Waggon stehen kommt uns ein einbeiniger Bettler entgegen, dichtgefolgt von einem Blinden. Wir gehen weiter, obwohl uns der Kontrolleur abermals versichert keine Betten zu haben. Trotzdessen dass wir auf der Warteliste stehen besitzen wir ein bezahltes Ticket der 3-AC Klasse, weshalb man uns nicht aus dem Zug werfen kann. 3-AC ist die dritte Klasse. Hier sind die Fenster verglast und es werden Leintücher und Decken zum Schlafen bereitgestellt. Immer noch relativ günstig bucht man am besten hier seine Reservierung, vor allem wenn man vorhat in den kühlen Norden zu fahren.

Als wir die Türe hinter der  Sleeper-Class schließen nimmt der Geräuschpegel unmittelbar ab. Weiterhin kommen im Sekundentackt „Wallas“ vorbei die Malbücher, Süßigkeiten oder Zauberwürfel verkaufen wollen und im Gang ist es eng, doch weitaus komfortabler. Es wird deutlich, dass hier nicht die gleichen Menschen reisen als die, die wir noch einige Minuten vorher um uns hatten. Die Passagiere in 3-AC sind nicht auf das Rudimentärste angewiesen, können sich einen gewissen Komfort leisten. Hier finden wir ein nettes älteres Ehepaar das uns anbietet für einige Zeit sitzen zu können, bis wir etwas gefunden haben. Die Hoffnung auf eine Pritsche habe ich inzwischen aufgegeben. Ich sehe uns die Nacht auf unseren Rucksäcken sitzend im Gang neben den Toiletten verbringen. Alles Abenteuer. Ich habe das Gefühl Anna findet Abenteuer nicht so toll. Aber auch ich dachte ursprünglich an ein paar Stunden Schlaf. Ein anderer „Wartender“ den wir schon einige Zeit vorher kennengelernt hatten erzählt mir fröhlich, sein Ticket sei bestätigt worden und bringt mich anschließend zum Conducter. Hoffnung? Vorsichtig frage ich, ob irgendwo eine Bank oder eine Pritsche übrig ist, als er uns zu zwei Betten in der 2-AC dirigiert. Die nächsthöhere Klasse. Er bietet uns an das Ticket up zu graden, also gegen Aufpreis dort zu schlafen. Wir zogen diesen der Nacht im Gang schlussendlich vor und befinden uns nun somit in einem komfortablen Abteil. Verkäufer schaffen es bis hierher meist nicht. Es gibt Leselicht, breite Pritschen und Strom. Das Geld das wir hier für die Fahrt bezahlen ist mindestens das Dreifache das wir im Sleeper bezahlt hätten, dementsprechend wohlhabender sind auch die Menschen hier. Im Sleeper oder 3-AC ist es interessanter und irgendwie auch ungezwungener, doch diesmal ging es eben nicht anders.
Es ist ein eigenartiges Gefühl wenn ich mir überlege, dass, je weiter man sich Richtung Zug-Ende denkt die Personendichte enorm zu-, aber dementsprechend Komfort und auch Preis enorm abnehmen. Ganz am Ende im General-Compartment, wo es überhaupt keiner Reservierung bedarf und das Ticket nicht mehr als ein paar Rupien kostet, werden die Menschen auf den Gepäckablagen sitzen und sich die Bank zu fünf oder sechst teilen. - Indien in einem Zug.

Meine Vorläufige Route sieht so aus, dass ich morgen in Ahmedabad ankomme, am Sonntag zum achttägigen Seminar nach Udaipur fahre. Danach nehme ich den Bus nach Jaisalmer in der Thar Wüste und fliege am 2. Feb. von Jaipur nach Mumbai, zurück nach Maharashtra.


Sämtliche Gesellschaftsschichten haben wir gerade durchschritten. Drehen wir die Uhr um gut drei Stunden zurück. Anna und ich sitzen schwer bepackt mit unseren großen Rucksäcken im ‚Comsum‘, dem Bahnhofsimbiss in der Pune Mainstation. Sehnsüchtig blicke ich auf die vollautomatische Kaffemaschine und das nebenan angebrachte Preisschild, das ‚Cappuccino‘ offeriert.
„Today no coffee available“ lautet die ernüchternde Aussage des Verkäufers, sie lässt mich ein wenig enttäuscht auf zuckersüßen Nesscafé ausweichen. Aber was solls‘, Hauptsache ein Geschmack. Anna und ich sind mächtig stolz auf unser Ticket. Als wir Anfang der Woche noch immer keines hatten, war die Warteliste natürlich schon ins unendliche gestiegen und die Aussicht auf eine Zugreise trüb wie die Luft über Pune während der Rushhour. Warum sind wir eigentlich so naiv? Mittlerweile wissen wir, dass längere Fahrten schon Wochen davor gebucht werden müssen. Nach zwanzig Minuten Anstehen sagt uns das auch der Officer. Wir müssen auf das Zwischenseminar! Wir klopfen kühn an der Tür des Chief Reservation Administrators und berichten ihm unsere Situation. Ernste Blicke unsererseits, eine Unterschrift seinerseits und 5 Minuten später halten wir unser Ticket in den Händen.
Ich bin sicher, dass der Fakt, dass wir aus einem anderen Land kommen eine entscheidende Rolle spielte. Es ist ein weitläufiges Thema wie der Inder mit Ausländern umgeht, das ich jetzt hier nicht komplett ausführen möchte. Es sei nur so viel gesagt, dass wir uns in Deutschland von den Menschen hier sicher eine gehörige Scheibe abschneiden können was Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit betrifft.
Das Seminar wird am Montag in Udaipur, Rajastan beginnen. Doch da wir eh in den Norden mussten war noch ein Abstecher für Ahmedabad in Gujarat drin, der uns zwei Tage zu unseren Kollegen im CEE Hauptquartier ermöglichen würde. Dort hinbringen soll uns der Ajmer-Express. Auf den warten wir nun im „Comsum“.
Die Tickets sind nicht confirmed, nicht bestätigt. Wir hängen noch auf der Warteliste. Das wird uns nun 5 Minuten vor Einfahrt bewusst; wir haben keine Plätze. Der wild gestikulierende Schaffner macht uns wenig Hoffnung. Trotzallem entscheiden wir uns nach langem Hin und Her den Zug in der Sleeper-Class zu besteigen. Das ist die günstigste Schlafklasse in der wir noch auf freie Pritschen hoffen. Schon in der Tür wird uns das Ausmaß der Warnung „it’ll be crowded“ bewusst. Man drängelt, schubst und schiebt sich gegenseitig in der Gegend herum. Chai-Verkäufer schreien „Chai“, wollen verkaufen. Ein Mann drückt eine Kühlbox mit Eis durch den Gang. Es ist kalt im Sleeper, wo es keine Scheiben gibt. Der Zug beginnt zu Rollen. Anna die noch an der offenen Tür steht ruft mir zu, ich bin derweil schon ins Abteil gedrängt. Wir fragen uns schreiend ob wir uns das wirklich antun wollen oder ob wir noch abspringen sollen, doch als ich Anna erreiche ist der Zug schon zu schnell. Gnadenlos überfüllt ist es, alle stehen im Gang und wollen durch. Alle bleiben an unseren Rucksäcken hängen. Kinder wuseln rum, Alte schlafen auf den Liegen. Als wir im Durchgang zum nächsten Waggon stehen kommt uns ein einbeiniger Bettler entgegen, dichtgefolgt von einem Blinden. Wir gehen weiter, obwohl uns der Kontrolleur abermals versichert keine Betten zu haben. Trotzdessen dass wir auf der Warteliste stehen besitzen wir ein bezahltes Ticket der 3-AC Klasse, weshalb man uns nicht aus dem Zug werfen kann. 3-AC ist die dritte Klasse. Hier sind die Fenster verglast und es werden Leintücher und Decken zum Schlafen bereitgestellt. Immer noch relativ günstig bucht man am besten hier seine Reservierung, vor allem wenn man vorhat in den kühlen Norden zu fahren.

Als wir die Türe hinter der  Sleeper-Class schließen nimmt der Geräuschpegel unmittelbar ab. Weiterhin kommen im Sekundentackt „Wallas“ vorbei die Malbücher, Süßigkeiten oder Zauberwürfel verkaufen wollen und im Gang ist es eng, doch weitaus komfortabler. Es wird deutlich, dass hier nicht die gleichen Menschen reisen als die, die wir noch einige Minuten vorher um uns hatten. Die Passagiere in 3-AC sind nicht auf das Rudimentärste angewiesen, können sich einen gewissen Komfort leisten. Hier finden wir ein nettes älteres Ehepaar das uns anbietet für einige Zeit sitzen zu können, bis wir etwas gefunden haben. Die Hoffnung auf eine Pritsche habe ich inzwischen aufgegeben. Ich sehe uns die Nacht auf unseren Rucksäcken sitzend im Gang neben den Toiletten verbringen. Alles Abenteuer. Ich habe das Gefühl Anna findet Abenteuer nicht so toll. Aber auch ich dachte ursprünglich an ein paar Stunden Schlaf. Ein anderer „Wartender“ den wir schon einige Zeit vorher kennengelernt hatten erzählt mir fröhlich, sein Ticket sei bestätigt worden und bringt mich anschließend zum Conducter. Hoffnung? Vorsichtig frage ich, ob irgendwo eine Bank oder eine Pritsche übrig ist, als er uns zu zwei Betten in der 2-AC dirigiert. Die nächsthöhere Klasse. Er bietet uns an das Ticket up zu graden, also gegen Aufpreis dort zu schlafen. Wir zogen diesen der Nacht im Gang schlussendlich vor und befinden uns nun somit in einem komfortablen Abteil. Verkäufer schaffen es bis hierher meist nicht. Es gibt Leselicht, breite Pritschen und Strom. Das Geld das wir hier für die Fahrt bezahlen ist mindestens das Dreifache das wir im Sleeper bezahlt hätten, dementsprechend wohlhabender sind auch die Menschen hier. Im Sleeper oder 3-AC ist es interessanter und irgendwie auch ungezwungener, doch diesmal ging es eben nicht anders.
Es ist ein eigenartiges Gefühl wenn ich mir überlege, dass, je weiter man sich Richtung Zug-Ende denkt die Personendichte enorm zu-, aber dementsprechend Komfort und auch Preis enorm abnehmen. Ganz am Ende im General-Compartment, wo es überhaupt keiner Reservierung bedarf und das Ticket nicht mehr als ein paar Rupien kostet, werden die Menschen auf den Gepäckablagen sitzen und sich die Bank zu fünf oder sechst teilen. - Indien in einem Zug.

Meine Vorläufige Route sieht so aus, dass ich morgen in Ahmedabad ankomme, am Sonntag zum achttägigen Seminar nach Udaipur fahre. Danach nehme ich den Bus nach Jaisalmer in der Thar Wüste und fliege am 2. Feb. von Jaipur nach Mumbai, zurück nach Maharashtra.

Dienstag, 1. Januar 2013

Dienstag, 4. Dezember 2012

4. Etappe - die Letzte

4. Etappe: Rameshwaram - Madurai - Pune

Rameshwaram verließ ich im Dunkeln. Ein netter Busschaffner erzählte mir von einem Zug am frühen morgen um fünf Uhr, der mich in dreieinhalb Stunden nach Madurai bringen sollte.
So fange ich also morgens um vier an meine Sachen zusammen zu packen, als plötzlich das Licht ausgeht. Stromausfall. Die fröhlich trommelnde Tempelmusik schallt ungestört im fernen Dunkel weiter, während ich ausfersehen stolpernd, den halben Tisch abräume und mich tastend orientiere. Nach gut 30 Sekunden springt summend ein Notstromagregat nach dem anderen an. Mein Hotel hat kein Notstromagregat.
Ich stelle fest: meine Qualitätstaschenlampe aus Deutschland, als Backpacker bin ich perfekt ausgerüstet, hat die Angewohnheit nach einigen Sekunden wieder auszugehen. Ich habe noch mein dürftig aufgeladenes Handy, was aber auch gleichzeitig mein Zugticket gespeichert hat und auch sonst meine einzige Möglichkeit ist Tamara später unter den eine Million Einwohnern Madurais auszumachen. Mein 3x2 cm großes Display erleuchtete also den Raum, als ich hektisch meinen Kram zusammensuchte und in meinen Rucksack stopfte.

Ich saß im General-Compartment des Expresszuges, welches zu Beginn noch sehr übersichtlich war. Als wir in Madurai ankamen waren selbst die Gepäckablagen zu Bänken umfunktioniert. Ich möchte anmerken, dass Zugreisen in Indien in der Regel, wenn man einen Platz bekommt, sehr gut organisiert sind. Es gibt genauso viele Passagiere wie es Betten gibt, Verspätungen sind mir bisher noch nicht untergekommen (und das obwohl die Züge oft tagelang ohne Pause unterwegs sind!), und sogar eine gute Essensversorgung wird bereitgestellt. Lediglich die General-Compartments sind ab und zu überfüllt, da hierfür keine Reservierung von Nöten ist.

Tamara erkannte ich in Madurai sofort. Nicht, weil sie die Umstehenden um gut 20 cm überragte, nein es war ihre fröhliche Ausstrahlung, die meinen Blick auf sich zog. Gute gelaunt machten wir uns mit den schweren Rucksäcken auf den Weg in die Innenstadt wo wir nahe dem Minakshi-Tempel ein Hotel fanden. Alles scheint sich um diesen Tempel zu konzentrieren. Die Fußgängerzone (!), die sich um den Tempel zieht, ist eine Flaniermeile für Pilger und Touristen. Sie führt auch zum Tempelmarket, einem Markt gegenüber des Haupteinganges in einer reich verzierten alten Steinhalle, wo sich Schneider und Stoffverkäufer tummeln und den Besuchern maßgeschneiderte Hemden in drei bis vier Stunden anfertigen.

Am Samstag hieß es dann für mich wieder die Heimreise anzutreten um pünktlich am Montagmorgen wieder in Pune und dem dort befindlichen CEE-Büro zu sein. Der Lokamanya-Express sollte über Andhra Pradesh und Karnataka meine Heimatstadt innerhalb von 32 Stunden erreichen. Wie immer war das Zugfahren ein einziges Erlebnis und die Zeit verran wie im Fluge. Eine halbe Stunde vor geplanter Ankunft war ich schon in der Rikshaw nach Aundh zu meinem Bett.

Ich habe in diesen Tagen viel erlebt, endeckt und erfahren. Das kann ich hier natürlich so nicht darstellen, sondern nur ein paar Eckpunkte und Erlebnisse beschreiben. Ich hoffe, der Geist Indiens war beim lesen vielleicht auch für Euch/Sie ein wenig spürbar, denn er ist es, der Indien so sympatisch macht.

Einer der vier Haupttürme des Tempels in Madurai


Der Tempelelefant segnet Tamara!

Im Tempelmarket

Somewhere in India...

Montag, 3. Dezember 2012

3. Etappe

3. Etappe: Trichy - Rameshwaram


Werter Leser,
nach einer Woche Pause geht es in die vorletzte Etappe meines Südindien-Berichts! Lange musstet/n Ihr/Sie darauf warten um zu erfahren wie es weiter geht!


'Bus to Rameshwaram?'
- 'This way!'
'Thank you'


...That way:
'Excuse me, is there a bus to Rameshwaram?'
- 'Rameshwaram? Very far!'
'I know, is there a bus?'
- 'No direct bus, go to Villupuram, from there you get a better connection'
'Ok, thank you; but this Sir told me there is a direct bus from here?'
- 'No direct bus, you have to go to Viluppuram'

Auf nach Viluppuram.
Viluppuram liegt nur etwa 50 Km von Pondy entfernt und so sollte ich auch nur etwa eine Stunde fahren bis ich diesen, wie es scheint, Verkehrsknotenpunkt erreichte. Dort angekommen machte ich mich auf die Suche nach einer Verbindung zu meinem Ziel.

'Bus to Rameshwaram?'
- 'No direct bus'
'Ok... What can I do?'
- 'Take a bus to Trichy, from there you will find a bus to Rameshwaram'

'There is no other possibility?'

- 'No'

Auf nach Trichy.
Trichy, eigendlich Tiruchirappalli, erreichte ich nach ca. fünf Stunden Fahrt mit dem East Coast Road Rider, natürlich war ich entsprechend spät, um etwa neun abends erst dort. Der 'Bus to Rameshwaram' der mich beherbergen sollte, musste also wohl oder übel auf morgen warten, denn ich wollte mir die Fahrt, die wohl weitere sieben Stunden dauern sollte, und vor allem die mitternächtliche Ankunft in Rameshwaram, nicht antun. Trotz Diwali fand ich noch ein 'preisgünstiges' Zimmer in einem der vielen Hotels nahe dem Busbahnhof.
Um ehrlich zu sein war mir die Stadt Trichy als ich am Tag vorher aufstand noch unbekannt. Es stellte sich aber heraus, dass hierher viele Pilger kommen um den berühmten Rock Fort Tempel zu besuchen und auch sonst ist dort einiges los. Den Tempel, der auf einem Felsen 83 Meter über der sonst sehr ebenen Stadt thront ist erreichbar über 437 Treppenstufen. Bevor ich also meine Fahrt am nächsten Morgen forsetzte, stand ich extra früh auf um Trichy nicht nur als 'preisgünstiges' Hotelzimmer im Gedächtnis zu behalten. Meine Schuhe am Fuße zurücklassend machte ich mich nackten Fußes an den Aufstieg zum Heiligtum. Belohnt wurde ich nicht nur mit einem einzigartigen, riesigen Tempelbau, sondern auch noch mit einem atemberaubenden Blick über die Stadt.


'Bus to Rameshwaram?'

- 'Over there, every half an hour!'
'Thank God!'
- 'Welcome!'

Ich hatte ihn und musste noch nicht einmal groß warten! Ich ließ mich neben dem Busfahrer nieder und machte es mir bequem. Sieben Stunden hatte ich vor mir. Sieben Stunden fuhren wir über schmale Wege durch Dörfer Tamil Nadus gen Süden. Mal zogen Reisfelder, Palmenheine, Felsen oder Salzberge vorbei während wir von Busbahnhof zu Busbahnhof fuhren. Zur Endstadtion Rameshwarm trennte uns aber dann doch irgendwann nur noch ein schmaler Streifen Ozean. Die Pilgerstadt liegt schon auf der Adamsbrücke, eine Anreihung von Sandbänken und Inseln, die wie 'Fundamente von Brückenpfeilern' Indien mit Sri Lanka verbindet.
So sagt die Legende, dass Rama zusammen mit Hanuman und einem Heer von Affen eine Brücke nach 'Lanka' errichtet um seine Frau Sita aus den Fängen des Dämonenkönigs Ravana zu befreien. Demzufolge ist natürlich der Ort, an dem Rama mit der Brücke begonnen haben soll ein sehr heiliger. So findet sich dort am Ende der Insel, genauergesagt bei Dhanushkodi, ein Tempel mit einem 'schwimmenden Stein' (er schwimmt wirklich!) und eine Süsswasserquelle, was wirklich sehr besonders ist da diese sich auf einer schmalen Sandbank, umgeben von salzigem Meer befindet. Am Ende dieser Sandbank wägt man sich dann in absoluter Einsamkeit und kann den leergefegten, langen Sandstrand genießen. Bei Dhanushkodi liegt eine einstige Siedlung der Briten, die mittlerweile zerfallen ist und sich den Sanddünen hingegeben hat.
Rameshwaram selbst ist hauptsächlich für seinen großen Tempel mit den langen Säulengängen berühmt. Das überschauliche Städtchen bietet alles was sich ein Pilgerherz wünschen kann.

Ich bin also in Rameshwaram angekommen und konnte dort zwei schöne Tage verbringen, bevor mich die Indian Railways nach Madurai bringen sollten. Davon dann das nächste Mal mehr.

Der Rock Fort


Blick über Trichy

'Bus to Rameshwaram'

Über die Brücke zur Insel auf der Rameshwaram liegt

Säulengang des Tempels in Rameshwaram

Säulengang des Tempels in Rameshwaram

Dhanushkodi

Die ehemalige britische Siedlung bei Dhanushkodi 


Links Meer, rechts Meer und gerade aus liegt irgendwo Sri Lanka

Spaziergang-Ausbeute


Auf dem Jeep zurück nach Rameshwaram